Einzug der Klasse #04 im Future Mobility Incubator

Zwölf Startups hatten sich in der Endrunde um die begehrten Plätze des Startup-Programms im Future Mobility Incubator in der Gläsernen Manufaktur in Dresden beworben – sechs haben es geschafft und ziehen nun ein.

Die vierte Klasse des Startup-Programms im Future Mobility Incubator vor der Gläsernen Manufaktur in Dresden.

114 Startups aus mehr als 30 Ländern hatten sich beim Wettbewerb zur vierten Gründer-Klasse beworben. Elf Teams präsentierten letztlich in einem Pitch am 12. April ihre innovativen Ideen zur Zukunft der Mobilität. Fünf davon überzeugten am Ende die achtköpfige Expertenjury beim Start-up-Pitch. Zusätzlich wurde ein Startup nachnominiert.

„Es war für uns seine große Überraschung, dass wir im Nachgang noch dazukommen durften“, sagt Angela Grimmer von LiGenium. Das Startup nutzt Holz für den Bau von Maschinen, Anlagen und Bauteile. Nach der Absage bekamen wir die Möglichkeit unsere Idee mit der Logistikplanung in Dresden und Wolfsburg zu besprechen“, sagt die 38-jährige Diplom-Kauffrau. „Dort konnten wir dann überzeugen.“

Neben Experten für Navigation, Smart Home und automatisiertes Fahren kann nun also auch LiGenium seine innovative Idee in der Gläsernen Manufaktur zur Marktreife bringen. Volkswagen und die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Dresden werden dabei in den nächsten sechs Monaten aktiv unterstützen. „Wir haben bei dieser Klasse vom Start weg Fachabteilungen für jedes Projekt“, sagt Johannes Rönsberg, Koordinator Volkswagen Future Mobility Incubator. „Deswegen haben wir uns auch entschieden, LiGenium nach dem Auswahl-Pitch am 12. April aufzunehmen.

Die Startups stellen sich vor

Bevor die Startups in die Arbeitssicherheit eingewiesen werden, ihre Zugangskarten erhalten und loslegen können, kommen sie noch mal zusammen, um sich gegenseitig besser kennenzulernen. Marco Weiß, Leiter Future Mobility & Innovation der Gläsernen Manufaktur, begrüßt die Teilnehmer im Coworking Space inmitten der Produktionshalle und erklärt ihnen, was sie in den kommenden 200 Tagen erwartet – und vielleicht auch darüber hinaus. „Wir haben bei den vergangenen drei Klassen festgestellt, dass wir auch über das Programm hinaus zusammenarbeiten“, sagt Weiß. Die Art der Zusammenarbeit reiche dabei vom Lieferanten bis zur strategischen Partnerschaft, erklärt er, ehe er das Wort an die Teilnehmer übergibt.

Future Mobility Campus: Einzug Klasse #04

Die Startups beim Auswahlpitch und Einzug in die Gläserne Manufaktur.

Satellitennavigation und autonomes Fahren

Es gibt vergleichsweise wenige gesetzliche Hürden, um Autos auf Privatgrundstücken schon heute autonom fahren zu lassen. Und genau das ermöglicht die Gründer von Kopernikus Automotive. Sie passen ihre Software an die Fahrzeugmodelle und lokalen Gegebenheiten an. „Die WLAN-basierte-Lösung funktioniert, weil die Geografie klar ist“, sagt Mitgründer Tim von Törne. „Wir entwickeln zunächst eine Umgebungssimulation. Da trainieren wir die Fahrzeuge virtuell“, sagt er. „Am Ende kann der Monteur das Auto dann von der Hebebühne zu einem bestimmten Ort schicken oder umgekehrt.“

Das Thema autonomes Fahren beschäftigt auch das Startup NAVENTIK. Hervorgegangen aus einer Forschungsgruppe der Technischen Universität Chemnitz, widmet es sich einem der wichtigsten Voraussetzungen dafür: der präzisen Positionsbestimmung des Autos. Mit der entwickelten Softwarelösung können Fahrzeuge satellitengestützt und deutlich genauer als bisher die eigene Position bestimmen, so Mitbegründer Peter Kalinowski. Das gewährleistet eine ausreichende Sicherheit auch für präzise Fahrmanöver – vor allem im innerstädtischen Bereich.

Peter Kalinowski erklärt die Technologie, die hinter der Idee von NAVENTIK steckt.

Batteriediagnose und Smart-Living-Ökosysteme

Neben dem autonomen Fahren spielt beim Thema Elektromobilität der Zukunft auch die Reichweite eine große Rolle. So widmet sich das österreichische Startup AVILOO einem Diagnosesystem für Batterien. „Der Käufer oder Verkäufer hat damit einen Nachweis über den Zustand der Batterie“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Berger. „Damit lassen sich stimmige Wiederverkaufspreise für gebrauchte Elektroautos ermitteln. Die Batterie macht schließlich einen wesentlichen Teil des Fahrzeugwertes aus.“ Eine kurze Testfahrt, und die unabhängige und vergleichbare Bewertung der Batterie steht.

„Damals ohne Bart und drei Jahre jünger“, erinnert sich Heiko Scholtes an die Gründung seines Startups home-iX, „ging es um die Frage, wie man aus dem Auto heraus, smarte Geräte steuern oder Smart Services aufrufen kann“, sagt der 37-jährige Wirtschaftsinformatiker. Denn ob Smart-Home-Geräte, Smart Energy oder Smarte Services – fehlende Standards und Kompatibilität erschweren vielen Unternehmen den Zugang zum Smart-Living-Markt. Das Stuttgarter B2B-Startup löst die Kompatibilitätsprobleme zwischen Smart-Living-Ökosystemen mit offenen Standards, Quellcodes und domänenübergreifenden Diensten.

Heiko Scholtes skizziert das IoT-Problem vor dem Unternehmen stehen.

„Bei all den Anbietern, die am Internet of Things (IoT) teilhaben möchten, könnte man meinen, es würde zu einer Standardisierung kommen“, sagt Scholtes. „Das Gegenteil ist aber der Fall.“ Das Feld werde immer heterogener. „Mit unserem Startup lösen wir dieses Problem, indem wir uns als Integrationsplattform dazwischenschalten“, sagt er. „Wir sind sozusagen Universalübersetzer.“

Von der Teilnahme am Startup-Programm im Future Mobility Incubator versprechen sich er und sein Kollege Mehmet Arziman am Ende eine Win-Win-Situation. „Das heißt, dass Volkswagen sein digitales Ökosystem Volkswagen We mit Smart-Living-Funktionen erweitert und wir mit unserer home-iX Plattform ins Fahrzeug reinkommen, um Kunden dabei unterstützen, ihren digitalen Lifestyle smarter zu gestalten“, sagt er.

Die Produktion der Zukunft

Eine gängige Akzeptanz und Skalierbarkeit für Augmented-Reality-Anwendungen zu erreichen ist das erklärte Ziel des Berliner Startups Visualix. Die patentierte Technologie ermöglicht eine zentimetergenaue Kartierung und Lokalisierung im Maßstab 1:1 mit gängigen Smartphones. So lassen sich beispielsweise Räume in 3D-Modellen umgestalten oder die Positionen von Objekten in Industrieanlagen verfolgen. „Wir wollen AR auf Fläche von mehreren hundert oder tausend Quadratmetern möglich machen“, sagt David Clair, Softwareentwickler bei Visualix.

Mit Lösungen für die Industrie befasst sich auch LiGenium aus Chemnitz. Das Startup entwickelt, fertigt und vertreibt Maschinenteile, Maschinen und komplette Anlagen aus hochwertigen Holzwerkstoffen. „Wir sind Maschinenbauer und haben uns eine gewisse Holzkompetenz erarbeitet, um ein neues Produktportfolio mit eigenen Konstruktionsmethoden anzubieten“, sagt Geschäftsführer Christoph Alt.

„Transportgestelle in der Automobilindustrie sind in der Regel sehr schwer“, erklärt der 36-jährige Diplom-Ingenieur. „Das Eigengewicht ist teilweise bis zu zehn Mal höher als das Fördergut selbst.“ Das wirkt sich auf den Treibstoffverbrauch der LKW und somit die Transportkosten aus. Die von LiGenium entwickelte Trägerkonstruktion aus Holzwerkstoffen ist im Vergleich mehr als 50 Prozent leichter, also 200 statt 400 Kilogramm. „Und dank modularer Bauweise lässt sie sich zusammenklappen“, sagt Alt. Das spart Raum. Für den leeren Rücktransport der Träger braucht es dann bestenfalls nur einen LKW.

Angela Grimmer (l.) und Christoph Alt (r.) von LiGenium vor der Gläsernen Manufaktur.

Im Startup-Inkubator der Gläsernen Manufaktur wollen die Gründer nun Leichtbaugestelle für die führerlosen Transportsysteme entwickeln, um die Stahlgestelle zu ersetzen. „Wir sind der Meinung, dass wir über den Inkubator unser Produktportfolio schneller im Volkswagen Konzern platzieren können. Damit unsere Konstruktion zum Standard wird“, hofft Alt.

Und um das zu erreichen, bieten Volkswagen und die Landeshauptstadt Dresden den Jung-Unternehmern nun neben finanzieller Unterstützung auch eine attraktive Arbeitsumgebung in der Gläsernen Manufaktur sowie Kontakte zu Forschern, Entwicklern und Entscheidern von Volkswagen.

Das österreichische Startup AVILOO entwickelt ein Diagnosesystem für Batterien von Elektroautos.

Mit der Lösung von Kopernikus Automotive können Autos auf Privatgrundstücken autonom fahren.

NAVENTIK widmet sich der satellitengestützten Positionsbestimmung für präzise Fahrmanöver beim autonomen Fahren.

Die patentierte Technologie von Visualix macht zentimetergenaue Kartierungen und Lokalisierungen im Maßstab 1:1 auf gängigen Smartphones möglich.

Dank des Stuttgarter B2B-Startups home-iX können sich Unternehmen am Smart-Living-Markt beteiligen.

LiGenium ersetzt im Startup Inkubator der Gläsernen Manufaktur die Stahlgestelle der führerlosen Transportsysteme durch Leichtbaukonstruktionen aus Holz.